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Gustav Tugendreich

Dr. med., Kinderarzt, Sozialpädiater


Stadt / Region Berlin
Adresse Berlin-Charlottenburg, Reichsstr. 104
Geburtsdatum 21.10.1876
Geburtsort Berlin
Geschlecht (männlich/weiblich) männlich
Sterbedatum 21.01.1948
Sterbeort Los Angeles, USA
Schicksal Emigration
Biografische Angaben

Studium u.a. Berlin, Leipzig, Approbation Berlin 1901, Dissertation Leipzig 1902. 1902 Assistent Städt. Kinderasyl und Waisenhaus (Finkelstein), 1903-1906 Ass. KKFK (Baginsky). 1906-1919 Ltd. Arzt Städt. Säuglings-u. Kleinkinderfürsorgestelle Berlin, Prenzlauer Berg; (nochmals Febr.-Okt.1933, 30.09.1933 Entlassung).

1919-1922 als Nachfolger v. Alfred Grotjahn Leiter der Sozialhyg. Abteilung im Hauptgesundheitsamt der Stadt Berlin. Danach vielfache Fürsorgetätigkeit. Wiss. Schwerpunkt: Soziale Hygiene des Säuglings- und Kleinkindesalters, gilt als Begründer der offenen Kleinkinderfürsorge. Auf der Deutschen Hygiene-Ausstellung Dresden 1930/31 als einer der Förderer des deutschen Gesundheitswesens geehrt.

„Die Entstehung vieler Kinderkrankheiten ist, ebenso wie ihr Verlauf, in hohem Maße abhängig von der sozialen Situation, in der sich das Kind befindet. So wurde ich zum Studium der sozialen Krankheitsursachen und der sozialen Methoden ihrer Bekämpfung geführt, also zu dem Gebiet, das man als Soziale Hygiene bezeichnet. Den ersten Niederschlag fanden diese Studien in dem Handbuch der Mutter- u.Säuglingsfürsorge (Stuttgart 1911), das in der Literatur zum ersten Mal dies weitverzweigte Gebiet systematisch und kritisch zusammenfasst. Unter dem gleichen sozialhygienischen Gesichtspunkt wurden dann die Krankheiten aller Altersklassen betrachtet in meinem Handbuch 'Krankheit und soziale Lage' (gemeinsam mit Max Mosse: München 1912)“. (Lebenslauf 1936, SPSL). Zahlr. Handbuchbeiträge u. Publ.zu sozialärztlichen Problemen des Kindesalters. Neuaufl. des „Mosse-Tugendreich“ Göttingen 77.

Mehrere Jahre Vorsitzender der Deutsch-jüdischen Gesellschaft „OSE“: „In dieser Eigenschaft trat ich in nahe Beziehung zur speciell jüdischen Gesundheitspflege. Ein Büchlein sowie Merkblätter wurden von mir für die Ose verfaßt, ins Jiddische übersetzt und sind weit verbreitet“. (l.c.). RMK 1937+; DGfK MV 1933 angekreuzt, durchgestrichen, Austritt 21.03.1934 „...durch die Neu-Ordnung des Staates mein Einkommen so stark verringert...“. Vorstandsmitglied .BKh; VÄR.

1935 zus. mit Dr. Alfred Beutler (s. Käthe Beutler) Erkundungsreise nach Palästina, um die Bedingungen einer Übersiedlung zu ermitteln. Rückkehr nach Berlin. Okt.1937 Emigration nach England, Stipendium für ein Jahr (£ 182), Forschungsarbeit Division of Epidemiology and Vital Statistics, London School of Hygiene and Tropical Medicine (Prof. Greenwood). Muss Familie zurücklassen. August 1938 Angebot aus den USA, verweigert Reise auf deutschem Schiff, Überfahrt mit französischer Linie. Familie kommt auf deutschem Schiff nach. 1938-1941 Research Associate Bryn Mawr College, Pennsylv., Socio-Economic Dept. Research on Child Welfare in Montgomery County. Pause aus Gesundheitsgründen, 1943-1944 Laboratory work Epileptical Hospital Westchester Pa. 1944-1945 Medical statistician Barlow Sanatorium and Los Angeles County Tuberculosis Assoc. 08.07.1947, 3121 Ivy Street, Los Angeles, Brief an SPSL, Miss Ilse J. Ursell (Tochter von Siegfried Ursell, s.d.): “Jan. 46 I had to retire, my heart deteriorating more and more. Now I am living with my family in beautiful Los Angeles. My wife is social worker, my daughter secretary, my son is enrolled at the University of California. He is veteran and attends on the strength of his veteran status. Let me conclude with the expression of my sincerest thanks for the assistance you gave me during the first year of my emigration..."

Quellen DBG LA; Displ, Suppl.; Fischer; SPSL 420/3; LBI NY; Pechstein; Lennert 1992,1995; Todesanz.Aufbau XIV, No. 6, S.34, 6.2.1948; Weder; Mittlg. Käte Beutler/Gaedicke; Schwoch 2009

Abkürzungen, Literatur, Quellen:

Bibliographische Hinweise und Erläuterungen zur Datenbank

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