Ernst Ludwig Wasser
Dr. med., Kinderarzt
Stadt / Region | Schneidemühl/Pila |
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Geburtsdatum | 23.03.1893 |
Geburtsort | Züllichau |
Geschlecht (männlich/weiblich) | männlich |
Sterbedatum | 04.10.1969 |
Sterbeort | Berlin-Spandau |
Schicksal | Remigration |
Biografische Angaben | 1913-20 Studium in Heidelberg, Berlin. Approbation 1920, Dissertation Berlin 1921. Kriegsteilnehmer I. Weltkrieg. 1921-23 Assistent Städt. Kinder- und Mütterheim Berlin-Charlottenburg; I. Chir. Abt. Krankenhaus Berlin-Westend. 1923 Anerkennung als Facharzt für Kinderkrankheiten durch die KV Schneidemühl und Umgebung. 1923-38 Kinderärztliche Praxis in Schneidemühl. 1936 „Verfolgung durch polizeiliche Organe: Hausdurchsuchungen, Beschlagnahme der ärztlichen Karthothek, Verhöre (auch der Ehefrau, mit dem Versuch, zur Unterschrift eines ihren Ehemann schwer belastenden Protokolls zu zwingen, wogegen sie sich erfolgreich wehren konnte).“ 01.07.1936-31.10.1936 „Schutzhaft“ wegen angeblicher Vorbereitung zum Hochverrat. „Es wurde erzählt, daß ein Bruder meiner Großmutter, der Parteimitglied und überzeugter Nazi war, auf ihr Bitten seine Beziehungen zur Freilassung eingesetzt hat, allerdings mit der ausdrücklichen Maßgabe, in Zukunft nicht mehr mit ihm in Kontakt zu treten und nie wieder seine Hilfe beanspruchen zu wollen.“ RMK 1937+. 11.05.1938 Verbot der Ausübung der Praxis durch die Gestapo. Diese wurde „in ihrem Bemühen, meinem Großvater die Ausübung der Praxis zu verbieten, auch vom einzigen [sic!] Kinderarzt-Kollegen Schneidemühls unterstützt“ [Dr. Erich Holzmann, Direktor d. Kinderabt. d. Städt. Krankenhauses?]. Nach dem Verbot kamen Patienten heimlich, „als Besuch getarnt, oder spät in der Nacht, um nicht gesehen zu werden.“ 1938 „Umerziehung“ zum Landwirt im Landwerk Neuendorf i. Schlesien; Nov.: erneute Verhaftung und Verbringung in das KZ Sachsenhausen. Versuch der Freilassung durch Auswanderung nach Brasilien, Verweigerung des Visums für ihn wegen „J“-Stempel im Paß durch das brasilianische Konsulat. Genehmigung für Ehefrau und zwei Töchter (Ausreise April 1939, Arbeit in Brasilien als Angestellte in Haus- und Landwirtschaft). Mai 1939 Emigration in ein englisches Flüchtlingscamp (Kitchener Camp 6/II in Richborough, Kent, danach Internierung auf der Isle of Man). 10. Juli bis 6. September 1940 Verschiffung auf dem Truppentransporter „Dunera“ nach Australien [Hinweis Peter Dehn, Berlin] (Eastern Command No. 7 Camp, Comp.II, Hut 17, Internment No. 55 199). 1942-45 Mitglied d. Australian Citizen Military Forces. Mai 1946-Nov. 1948 durch Vermittlung einer Jewish Voluntary Agency und in Zusammenarbeit mit der UNRRA ärztl. Tätigkeit zunächst als General Practioner in Thessalien (Griechenland), dann (Juli 1947-Nov. 1948) im Dienste des Medical Director for Germany als Leiter des Kindergesundheitswesens in der amerik. Besatzungszone Deutschlands. Beaufsichtigung und Beratung der DP-Lager und der örtlichen Kinderärzte. Bis 1948 vergebliche Versuche über verschiedenen christliche Institutionen, ein Visum für Brasilien zu erhalten; Dez. 1948 „Wiedersehen mit der Familie nach fast 10 Jahren.“ 1958 Rückkehr nach Berlin, Praxis in Berlin-Zehlendorf, Am Fuchspaß. Bis ca. 1965. Mitarbeit im Pastor-Braune-Haus für behinderte Kinder. |
Quellen | GV; Mittlg. Monica Velasco, Edewecht (Enkelin); RAR; Peter Dehn, Berlin. |