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Presseinfo: „Das gelbe Baby“

20.08.2024

Wie Wissen über seltene Erkrankungen die Behandlung häufiger Krankheiten verbessert: Thema auf dem Kongress für Kinder- und Jugendmedizin 2024

Die Neugeborenen-Gelbsucht ist ein bekanntes Phänomen, das von vielen Eltern als meist harmlos eingestuft wird. Doch ist diese Einschätzung immer korrekt? Der diesjährige Kongress für Kinder- und Jugendmedizin 2024 nimmt das „gelbe Baby“ als Ausgangspunkt, um auf die Gefahren einer einseitigen Symptombetrachtung hinzuweisen, die eine angemessene Behandlung erschweren kann.

„Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter sind mehr als die Summe ihrer Symptome, das gilt besonders für seltene Erkrankungen“, betont Prof. Dr. Michael Melter, Kongresspräsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ). „Ein Neugeborenenikterus ist eben nicht immer physiologisch oder banal: Entscheidend sind die Ursache der Gelbsucht, die Höhe des Bilirubinspiegels und die Beschaffenheit des Bilirubins, das von der Leber über die Galle abgegeben wird.“

 Störungen in diesem Prozess können auf ernsthafte Erkrankungen wie Mukoviszidose oder Gallengangsatresie hindeuten – vorausgesetzt, die entsprechenden Hinweise werden (früh) erkannt und verfolgt. „Ein Ikterus, der über den 14. Lebenstag hinaus anhält, ist immer pathologisch und verlangt eine Bilirubin-Differenzierung“, erklärt Prof. Melter. Überschreitet der Anteil des direkten Bilirubins 1,0 mg/dl (17 mmol/l), deutet dies auf eine hepatobiliäre Erkrankung hin, die bei Säuglingen als neonatale Cholestase (NC) bezeichnet wird und sofortiger Abklärung bedarf. Dank frühzeitiger Diagnostik und Behandlung kann der Schrecken dieser Erkrankungen deutlich abgemildert oder sogar verhindert werden.

Bei einem Teil der seltenen Erkrankungen lassen sich die Symptome und Krankheitsfolgen sehr detailliert und präzise durch die diesen zugrundeliegenden Störungen pathophysiologisch darstellen und erklären. So könne das Verständnis von solchen seltenen Erkrankungen auch gut als Modell für häufigere Erkrankungen und zur Erhaltung von Gesundheit dienen, betont Prof. Melter.

Der Kongress, der am 19. September in Mannheim beginnt, wird in über 100 Workshops, Vorträgen und Sitzungen weitere Erkrankungen beleuchten, bei denen ein Leitsymptom auf komplexe Ursachen hinweist. Ein Beispiel hierfür sind chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, die durch einen übergeordneten Immundefekt verursacht sein können, oder scheinbar typische gastroenterologische Beschwerden.

Heftige, wiederkehrende Bauchschmerzen, die oft tagelang anhalten und mit Übelkeit und Appetitlosigkeit einhergehen, deuten auf Probleme im Magen-Darm-Bereich hin – oder doch nicht? In seltenen Fällen könnte es sich um eine abdominelle Migräne handeln, deren Pathophysiologie nur teilweise verstanden ist und auf eine Störung im Zusammenspiel zwischen dem peripheren enterischen und dem zentralen Nervensystem hinweist. Hier hat sich eine detaillierte Familienanamnese, insbesondere im Hinblick auf Migräneerkrankungen, als wertvoll erwiesen. Der Blick geht also vom Einzelsymptom hin zum Kind im familiären Kontext.

„Die einseitige Betrachtung einzelner Symptome würde in solchen Fällen die Diagnose der zugrunde liegenden Erkrankung erschweren oder gar verzögern“, warnt Prof. Melter. Die Behandlung sollte daher immer das Kind als Ganzes betrachten und individuelle Lösungen anbieten, oft unter Einbeziehung interdisziplinärer und interprofessioneller Expertise.

Der Kongress, zu dem mehr als 2.000 Teilnehmende erwartet werden, wird von der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) in Zusammenarbeit mit den Fachgesellschaften für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin, Kinderchirurgie, Pädiatrische Psychosomatik, der Gesellschaft für Pädiatrische Nephrologie und dem Berufsverband Kinderkrankenpflege organisiert.


Für die Redaktionen:

Wir laden Sie herzlich ein, am Kongress für Kinder- und Jugendmedizin in Mannheim vom 19.-21. September 2024 teilzunehmen oder ausgewählte Fachvorträge der Symposien im Nachgang online zu erleben (eine Live-Übertragung findet nicht statt). Bitte akkreditieren Sie sich bis zum 16.09.2024 unter diesem Link.

Gern vermitteln wir Ihnen auch schon im Vorfeld des Kongresses Interview und Gespräch mit Prof. Dr. Michael Melter, Kongresspräsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ).

Pressekontakt

Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ)
Dr. Sybille Lunau
Chausseestr. 128/129 | 10115 Berlin
Tel. +49 30 3087779-14
presse(at)dgkj.de

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